Gurudeva’s Werkzeugkasten

MAN KANN ALLES ÜBERLEBEN

Denkt jemand an Selbstmord?

Ein weiteres ernsthaftes Problem in jeder Gesellschaft heute ist der Selbstmord. Die Prozentsätze sind zu hoch, als dass man die in viel zu vielen Hindu-Gemeinden vorkommenden Probleme außer Acht lassen kann. Nun können wir raten, wie viele Älteste es tun: “Begehen Sie keinen Selbstmord!” Immerhin sind sie durch Vermeidung solcher extremen Lösungen die Ältesten geworden. Aber hören die von Emotionen und Verwirrung Verzweifelten solchen Ratschlägen zu? Nein. Viele nehmen sich unnötig selber das Leben. Wie egoistisch! Wie traurig!. Aber es geschieht jeden Tag. Selbstmord löst keine Probleme, sondern er verstärkt Probleme in der Zukunft in der Antarloka, - die subtile, nicht- physische astrale Welt, in der wir vor der Wiedergeburt leben- und in dem nächsten Leben. Selbstmord beschleunigt lediglich die Intensität des Karmas, verursacht unmittelbar eine Serie von niederen Geburten und erfordert mehrere Leben, bis die Seele zurückkehrt zu dem evolutionären Zustand, der im Augenblick des Selbstmordes existierte. Zu diesem Zeitpunkt muss die gleiche Verwirrungssituation noch einmal gelöst werden. So langsam mahlen die Räder des Samsara. Zur Erlangung einer guten Wiedergeburt muss man den natürlichen Regeln des Dharma entsprechend leben und das Karma positiv und vollständig ausleben..

Hier ist ein Brief von einem Hindu-Mädchen aus Malaysia, geschrieben an ihre Eltern, bevor es im Alter von achtzehn Jahren einen Selbstmordversuch unternahm. Es wurde in der Ausgabe von Malaysia Hinduism Today veröffentlicht.

“Liebe Mutter, lieber Vater: Sie werden es nie verstehen, warum ich es tat. Niemals. Nach Ihrer Meinung haben Sie immer alles getan, was das Beste für mich war. Sie haben immer gewusst, was das Beste für mich war. Sie haben immer daran geglaubt, daß ich Ihr kleines, naives, verantwortungsloses Mädchen sei, das Ihre Hand zum Festhalten braucht. Sie haben geglaubt, daß Ihre scharfe Zunge mich auf dem richtigen Kurs halten wird. Aber das war das größte Problem – Sie sind diejenigen, die diesen Weg für mich ausgewählt haben. Ich habe in meinem Leben nichts zu sagen. Haben Sie begriffen, daß dieser richtige Weg eigentlich ein psychologisches Gefängnis für mich geworden war? Daß Ihre führende Hand mich in Ketten gelegt hat? Daß Ihre scharfe Zunge wie ein Stacheldraht mich fortwährend verletzte? Nein, Sie haben es niemals begriffen.

“Sie haben mir, wenn Sie wütend waren, viele Dinge gesagt, die Sie später mit der Ausrede, daß Sie in dem Augenblick nicht bei Verstand waren, entschuldigt. Haben Sie bemerkt, wie sehr diese Dinge mich verletzt haben? Nein, Sie haben sich darüber keine Gedanken gemacht. Wie wäre es, wenn ich Sie in meiner Wut ein B… nennen würde? Hätten Sie mir mit der gleichen Begründung verziehen? Ich glaube nicht!

Haben Sie jemals innegehalten und überlegt, daß ich selbst über mein Leben entscheiden sollte? Sie haben entschieden, welche Universität ich besuchen und welche Fächer ich belegen sollte. Die Universität musste selbstverständlich sehr berühmt und elitär sein, so daß Sie bei Ihren Freunden damit prahlen konnten. Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, daß ich vielleicht etwas mehr als Schule und Bücher wollte, aber das war für Sie ja nie wichtig. Sie wollten lediglich, daß ich akademische Erfolge erringe, so daß Ihre Freunde gebührend beeindruckt waren. Das ist der gleiche Grund, warum ich Arzt werden sollte. Ich wollte damit nichts zu tun haben.

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Sie haben nie begriffen, daß ich vielleicht ein eigenes soziales Leben haben wollte, wirkliche Freunde für das Leben gewinnen möchte. Als ich mit Ihnen darüber sprach, haben Sie mich ausgeschimpft und gesagt, daß wir Inder sehr viel besser sind und es nicht nötig haben uns mit denen abzugeben. Es gab nichts in meinem Leben, worüber ich selbst entscheiden konnte Als ich schließlich jemanden, kennenlernte, der mir etwas bedeutete, konnten Sie mit der Vorstellung, daß ich selbständig über mein Leben entscheiden wollte und außerhalb Ihres Einflussbereichs gelangen würde, nicht fertig werden. Also haben Sie bestimmt, wen ich treffen darf und wen nicht. Sie zwangen mich, die erste ernste Beziehung in meinem Leben abzubrechen. Sie haben mich seinetwegen ständig schikaniert. Sie haben gesagt, daß ich Schande über die Familie bringe.” Was werden die Leute sagen?” Sie haben alles zerstört. Diese “Beziehung” zwischen uns ist eine Farce. Und es gibt keinen Grund sie fortzusetzen Ich habe versucht ihnen zu entkommen-erfolglos. Und nun, da ich sonst nichts tun kann, möchte ich, daß Sie die Bedeutung der ”Leere” verstehen. Denken Sie immer daran, daß man die Kontrolle über eine andere Person nur eine gewisse Zeit lang ausüben kann. Nun müssen Sie mit dieser Schuld leben. Ich hoffe, daß es Ihnen niemals gelingen wird, sich selbst zu vergeben.

Ist es nicht traurig? Ja, sehr traurig. Glücklicherweise hat das Mädchen diese Situation überlebt. Durch den Kontakt mit den Redakteuren und im Wissen, daß ihr Schreiben bei viele Jugendlichen eine Seite anklingen lässt, hat sie aus eigenem Wissen gewarnt, daß Selbstmord kein Ausweg ist. Sie glaubt fest daran, daß alle Probleme, so schwierig sie auch augenblicklich erscheinen mögen, überwunden werden können. In der Hoffnung anderen zu helfen, hat sie der Veröffentlichung dieses sehr persönlichen Briefes über ihren Kampf mit den Selbstmordgedanken zugestimmt.